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Im Jahr 1764 übernahm Erbprinz Wilhelm von Hessen-Kassel die Regierung der Grafschaft Hanau. In dem nach ihm benannten Vorort Wilhelmsbad, in dem 1709 erstmals eine mineralhaltige Quelle entdeckt worden war, initiierte er 1777 den Bau eines Badehauses. In kürzester Zeit florierte das Kurbad um den „Guten Brunnen“, sodass der Erbprinz bis 1785 weitere Gäste- und Gesellschaftshäuser wie den Kavalierbau, den Arkadenbau und das Komödienhaus errichten ließ.
Die an einer Achse, der Promenade, aufgereihten Gebäude sind in eine weitläufige Gartenanlage eingebettet. Nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten angelegt, bot der Park den fürstlichen und bürgerlichen Kurgästen Orte der Ruhe, aber auch gesellschaftliche Treffpunkte zur Unterhaltung. Dazu gehörten beispielsweise das berühmte Karussell sowie ein Spielplatz mit Schaukeln und einem Kegelspiel. Auch als der Badebetrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts abnahm, blieb Wilhelmsbad ein beliebtes Ausflugsziel der höfischen Gesellschaft. Täglich geöffnet, lädt der nahezu unversehrt erhaltene Landschaftspark noch heute zum Flanieren ein.
Sich selbst ließ Erbprinz Wilhelm auf einer Insel im Park, umstanden von alten Eichen, zwischen 1779 und 1781 eine Burg errichten, auf die er sich – fernab vom Hofleben in Hanau – als Privatmann zurückzog. Als künstliche Ruine errichtet, ist sie eines der frühesten Beispiele für das Wiederaufleben mittelalterlicher Bauformen in Deutschland. Die prachtvolle Ausstattung des Inneren der Burg ist dagegen ganz dem höfischen Stil des 18. Jahrhunderts, dem Frühklassizismus, verhaftet. Den großen überkuppelten Festsaal zieren insgesamt 16 originale, von Anton Wilhelm Tischbein auf Kupferblech gemalte Porträts der Vorfahren und Nachkommen Wilhelms, der ab 1785 als Landgraf Wilhelm IX. und später als Kurfürst Wilhelm I. in Kassel residierte. Die Burg ist ein wichtiges Element des Landschaftsgartens und steht in Sichtachsenbezug zum Arkadenbau, dem Hauptbau der Anlage, und zum Residenzschloss Philippsruhe. Sie ist am Wochenende zu besichtigen.